Kindheit und Jugend




Im Rahmen dieser Webpräsenz rund ums Thema "Arbeit mit der Biografie" ganz allgemein etwas mehr über mich und mein Leben:


Es war der 23. Mai 1949, an dem ich das Licht der Welt in Gera, einer Stadt, die sich damals noch in der sowjetischen Besatzungszone befand, erblickte. An einem Tag, an dem die bis heute bestehende Bundesrepublik gegründet und ihr Grundgesetz in Kraft trat. Nur wenige Monate später kam es am 7. Oktober 1949 zur Gründung der DDR. In diesem Teil Deutschlands verbrachte ich nicht nur meine Kindheit und Jugend, sondern wurde zur glücklichen Mutter eines Kindes der heute so genannten "Dritten Generation Ost"*. Letztendlich arbeitete ich darüber hinaus zwanzig Jahre in Vollzeit in zwei Berufen in einem Land, welches vierzig Jahre lang existierte, aber danach für immer ganz leise verschwand.


Im Fraureuther Pfarrgarten

Blick zur Kirche

Das Zuhause bei Google Maps

Elisabeth auf einer Fraureuther Ansichtskarte

Fahren Sie mit der Maus über weitere sogenannte "verweissensitive" Minibildchen zu "Elisabeths Zuhauses in der Kindheit und frühen Jugend".


Als einziges Mädchen wuchs ich in einer großen Pfarrersfamilie zwischen vier Brüdern auf.
In einem kleinen Dorf, welches immer wieder von sich reden* und "hören" macht(e). Nicht nur durch Jürgen Walter, sondern vor allem auch durch die bekannt gewordene Silbermann-Orgel Fraureuth | AL. Unvergesslich in dem Zusammenhang die Tatsache, dass ich mich bereits als sehr junges Kind des Öfteren inmitten von Kabeln, Aufnahmewagen, Tontechnikern und Musikern wiederfand; ich seinerzeit dabei zuschauen durfte, wenn beispielsweise Kompositionen vorrangig von Bach und Händel von damals namhaften Organisten und Orchester für Rundfunk- und VEB-Schallplatten in der Fraureuther Dorfkirche eingespielt wurden.

Aus einer alten Fotokiste eine private Aufnahme von 1952, auf der das MDR-Kammerorchester unter Leitung des Dirigenten Rudolf Weiß des Mitteldeutschen Rundfunks, Sender Leipzig, zusammen mit dem Organist Hanns-Ander Donath | Bild | zu sehen sind. Sie entstand während eines Abschlusskonzertes für die Gemeinde Fraureuth nach tagelangen Rundfunkaufnahmen der Mozart'schen Kirchensonaten, die allerdings beim DDR-Rundfunk offiziell so nicht bezeichnet werden durften.

Dank hartnäckiger Recherchen weiß ich inzwischen, dass von den siebzehn im Jahr 1952 aufgenommenen Mozart'schen Kirchensonaten nur noch eine einzige existiert. Es handelt sich dabei um die in F-Dur, KV 244. Sie kann bis heute im DRA erworben werden. Genau wie bei Progress ein etwa einminütiger Filmclip als Ausschnitt aus der Wochenschau "Der Augenzeuge", in dem über erwähnte Rundfunkaufnahmen berichtet wurde.

Der MDR begab sich im Rahmen seiner Sendung "Aus dem MDR-Musikarchiv" 1997 noch einmal auf die "Spuren der Fraureuther Orgelreise im Jahr 1952". Zu erfahren war davon u. a. im Triangel-Programmjournal 5/1997. Bedauerlicherweise existiert die damals angekündigte Sendung nicht mehr.


Insbesondere oben beschriebene Erlebnisse brachten mich noch im Elternhaus immer mal wieder dazu, mit Klavier, Gitarre und meiner eigenen Stimme zu experimentieren. Derart, dass ich beispielsweise meine Stimme mithilfe von Mikrofon und zwei sehr schwerer Smaragdtonbandgeräte* zu einem ganzen Chor anschwellen ließ. Wie sich erst sehr viel später rausstellen sollte, möglicherweise ganz zarte Anfänge von etwas, was eines Tages in unterschiedlichsten Varianten auch immer wieder Teil meiner beruflichen Arbeit wurde.

Doch bis dahin kam auch ich nicht umhin, zunächst die Grundschule in Fraureuth zu besuchen. Später dann pendelte ich als "Ober- und Berufsschülerin" zwischen der Erweiterten Oberschule Werdau, dem Wälzlagerwerk Fraureuth und der Berufsschule in Glauchau hin und her, um 1967 das Abitur- und Facharbeiterzeugnis gleichzeitig in Empfang nehmen zu können.

Nicht nur zum eigenen Erstaunen wurde ich im Anschluss daran für ein vierjähriges Lehrerstudium in Zwickau zugelassen. Aus heutiger Sicht kam so etwas in der DDR fast einer Ehre gleich, weil ein Studium so normal für Pfarrerskinder in einem Arbeiter- und Bauern-Staat durchaus nicht war. Selbst dann nicht, wenn sie mitunter in die "Freie Deutsche Jugend" (FDJ) beigetreten waren Das kleine Täschchen in Hand der Sechsjährigen könnte inzwischen auch Teil eines so genannten "Erinnerungskoffers" sein.